Göteborg

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Kulinarische Rundreise durch Schweden: Zu Gast in Göteborg


Das dicke Strickkleid wird über den Kopf gezogen, eine dunkelgrüne Weste von oben bis unten zugeknöpft, der blau-weiß gestreifte Schal eng um den Hals gewickelt und alles noch mal in die graue Herbststrickjacke eingewickelt. Den Regenschirm in der einen Hand, die regenfeste Handtasche über der Schulte und mit zwei Stadtplänen ausgestattet, geht es durch die Drehtüre ins Freie. Eine steife Briese weht uns entgegen, als wir den Weg Richtung Göteborgs Zentrum einschlagen. Nach unserer gestrigen Ankunft hatte sich die Stadt noch mit blitzblauem Himmel und sonnendurchfluteten Gassen gezeigt, heute liegt alles grau in grau vor uns.

Trotz allem motiviert, erkunden wir einen Designladen nach dem andern, und – oh mein Gott, hast du das gesehen? Warum haben wir das nicht schon längst daheim? Gefährlich ist es, hier zu shoppen. Selbst, oder gerade wenn man eigentlich nichts braucht, aber sich ja doch eine (nur eine) Kleinigkeit aus dem Urlaub mitnehmen möchte.

Und dann kam er. Der Regen. Sturzbäche fließen durch die Straßen, Wind peitscht uns die dicken Tropfen horizontal ins Gesicht. Der Regenschirm macht genauso wenig Sinn wie dieser etwas aus der Mode gekommene schwarze Regenponcho, den sich mein Freund übergestülpt hat.

Mit durchnässtem Stadtplan in der Hand retten wir uns im Stadtteil Haga in die Markthalle, bevor endgültig das Meer ausläuft und uns die ersten Fische begegnen. Und dann stand sie vor mir! Es gab nichts, was ich in diesem Moment lieber getan und gegessen hätte. Irgendwo in einer der kleinen Ecken, dick eingepackt und leicht fluchend Unterschlupf gefunden, stellt die nette Schwedin die Fischuppe meines Lebens vor mich! „Kaffee soviel ihr wollt“, murmelt sie noch und verschwindet wieder hinter der von Fisch überquillenden Theke.

Filterkaffee. Aufwärmplatte. Magenweh. Danke nein. Doch wenn man dann eine gefühlte Ewigkeit lange dabei zusieht, wie die gestern noch so charmante  Stadt in Sturzbächen versinkt, welche vom Wind gegen dünne Fensterscheiben gedrückt werden – warum eigentlich nicht?

Dabei hatten wir doch erst gestern noch solch einen wunderbaren Abend! Gelaufen sind wir vom Hotel am Bahnhof, welches fotogen im Internet noch so ganz in Ordnung da Stand, nachdem ich beide Augen bei der dunklen, etwas zu gewollt hip anmutenden Lobby zugedrückt habe. Gelaufen sind wir. Bis nach Vasasadt, unserem Eindruck nach dem „Bauch“ der Stadt, wo sich ein Lokal ans nächste reiht. Und dort führte uns unser Weg ins KOKA.

Moderne schwedische Küche, der perfekte Service und ein extrem gelungenes Ambiente. Dieser Abend versprach schon wieder, eines dieser Highlights zu werden, von welchen wir hier in Schweden schon so viele hatten. 5 Gänge für umgerechnet ca 75€ lassen wir uns gerne schmecken. Vor allem wenn dann so etwas kommt:

Zurück in die Markthalle. Der Regen wird so schnell wohl nicht aufhören, die Suppe ist leergelöffelt und der Kaffee ist nun wirklich keine Okkassion. Es hilft nichts, wir müssen weiter. Und dann kam das, was ich ja eigentlich schon seit Tagen befürchtet habe. Wir gut ich mich dieses mal darauf vorbereitet habe. Ballerinas. Unmengen. Nur eingelaufene. Damit ich auch ja keine Blasen bekommen. Nun, barfüßig mit Leggins in den Stoffballerinas stand ich mitten in einer Tiefen Pfütze, nachdem wir aus der Halle raus kamen. Die Wahl, die ich hatte? Gummistiefel kaufen oder Hotelzimmer hüten. Aber ich seh’ es nun wirklich nicht ein, mir von einem Regentag meinen Göteborg-Erkundungstrip vermiessen zu lassen. So nicht. Nur wo kauft man bitte Gummistiefel? Und wenn möglich nicht die silber leuchtenden Designerteile um 250€, die uns da eben modisch-leger entgegenkommen.

Nach drei versuchen landet ich in einem Sportgeschäft, fand eigentlich die Kinder-Gummistiefel in Türkis viel cooler, sah es dann aber ein, dass eine 36 nicht auf einen Fuß mit Größe 40 passt und hab mir letztendlich das Modell „knallrotes Gummiboot“ gekauft. Na, passt ja zum Wetter.

Hab sie natürlich nicht nur gleich angezogen, sondern bin voller Elan in die nächste große Pfütze gesprungen, um meine neuemtdeckte Bewegungsfreiheit zu feiern. Dass dabei ein paar Passanten etwas nass wurden, kann man wohl als „Kollateralschäden“ verbuchen.

Kaffee! Dringend. Nachdem ich nun auch modisch auf das Wetter abgestimmt war – Bene war natürlich wieder mal genau richtig ausgestattet – hat es uns zum zweiten Mal in zwei Tagen zu DER Kaffeerösterei in Göteborg verschlagen: Da Matteo. Roastery and Bakery.

Ein extrem schicker Laden mit drei weiteren kleinen, in der ganzen Stadt verteilten Kaffees  hat mein Herz erobert. Eine offene Backstubeermöglicht es, den Mädels dabei zuzusehen, wie die knusprigen Brote aus dem Ofen gezogen werden. Der ganze Raum ist dabei erfüllt vom Duft von frisch gebackenem, Zimt und Kaffee. Unbedingt zu empfehlen: Kardamombullar!

Ja, richtig gehört. Eigentlich heisst sie ja Feskekörka, was aber eben übersetzt Fischkirche heisst. Was es hier gibt? Nur Fisch natürlich, präsentiert in einer alten Kirche. Ob nun frischer Fisch zu kaufen oder der ein oder andere Imbiss bleibt jedem selbst überlassen. Leider nix für uns denn die Fischsuppe der anderen Markthalle wärmt noch den Bauch und eine Küche haben wir grade nicht verfügbar. Schade. Dann einige Fotos zur Erinnerung.

Und weil wir gleich so günstig gegessen haben, ging es auf dem Heimweg noch in ein Lokal mit Bar für den Feierabend-Drink. Das Liebling heißt zwar so wie im Wiener siebten Bezirk eine hippe Inbar, hat sonst damit aber nicht viel zu tun. Ok – hipp ist diese hier wohl auch. Aber die offene Küche mit den tollen Produkten in der Vitrine lässt darauf schließen, dass man hier auch sehr gut essen kann, die Getränkeauswahl ist super und es kommen im Sekundentakt Leute hinein, die dem Laden die gewisse Fülle geben die eine Bar eben abends ab10 Uhr haben sollte, um gemütlich zu sein. Da aber nach 4 Drinks und 50€ auch unser Budget genügend strapaziert war, treten wir den Heimweg an – nicht ohne nochmal mit den roten Gummistiefeln die eine oder andere Pfütze aufzumischen. Wir hatten zu spät entdeckt, dass man auch hier sowohl Frühstück, Lunch und Abendessen bekommt – und ich würde es an eurer Stelle ausprobieren, wenn ihr mal nach Göteborg kommt.

 

ADRESSEN IN GÖTEBURG

FESKEKÖRKA
(FISCHHALLE)

Rosenlundsgatan | Göteborg
www.feskekörka.se

SALUHALLE BRIGGEN
(MARKTHALLE)

Nordhemsgatan 28 | Göteborg
www.saluhallbriggen.se

DA MATTEO
(KAFFEE RÖSTER)

Magasinsgatan 17A | Göteborg
www.damatteo.se

KOKA
(RESTAURANT)

Viktoragatan 12 | Göteborg
www.restaurangkoka.se

LIEBLING
(BAR)

Kungstorget 11 | Göteborg
www.liebling.se

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