Bier&Wurst in der Hochsteiermark

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Bier und Wurst – was für eine Kombination!


Wir waren in der Hochsteiermark nicht nur ausgezeichnet essen, bei einem Imker und auf einer Alm, sondern auch bei zwei kleinen, regionalen Produzenten, einem Fleischer (super grandiose Wild-Würste) und einer Brauerei („Craft Bier? machen wir eh schon immer, steht halt nicht drauf“).
Aber diese Geschichte darf heute zur Abwechslung mal Bene erzählen, denn vor allem das Thema Bier übergebe ich lieber an meine bessere Hälfte! Sag mal Schatz, wie war das nochmal in der kleinen Brauerei? Oh, das ist einfach gesagt: es war großartig.

Das Braugasthaus Girrer, welches – sehr pitoresk – mitten im Ortskern von Mariazell liegt, ist ein echtes Traditionsunternehmen. Seit rund 500 Jahren steht dort ein Wirtshaus, und bereits früher war das Haus 4 Generationen lang im Besitz der Familie Girrer, bevor es an die Brauerei Reininghaus verkauft wurde. Erst der jetzige Eigentümer, Hannes Girrer, braut seit 1996 hier wieder selber, und das macht er, soviel kann ich nutzt schon verraten, ziemlich beeindruckend. Im Eingangsbereich des alten Gebäudes – in früheren Zeiten wurde hier das Vieh durch- und später auf die Weide geführt – stehen zwei große Braukessel, an welchen der Braumeister bei unserer Ankunft geschäftig zugange war. Zwei Sorten, je 200 Liter, ca. 2x pro Woche, mehr gibt es nicht. Das Bier wird, immer frisch und unpasteurisiert, daher nur wenige Wochen haltbar, auch ausschließlich zum Ausschank und Verkauf im Hause gebraut, geliefert wird nirgendwo hin.

Girrer führt uns durchs Haus, erzählt etwas über dessen wechselvolle Geschichte und was ihn damals, 1996, dazu bewegte, seinen Beruf aufzugeben und das traditionsreiche Haus wiederzubeleben, um dort forthin sein eigenes Bier zu brauen. Ein Wirt ist er mit Leib und Seele, das merkt man gleich. Und vieles im Hause Girrer folgt der Idee der Entschleunigung. So fiel ihm am Tag unseres Besuchs ein Kellner aus, weshalb er kurzerhand beschloss, einen ganzen Gästebereich zu schließen. Die Qualität des Service darf eben nicht leiden. Und dazu gehört auch Mut.

Aber wie schmeckt denn nun das Bier?
Zwei Sorten sind es, aber nur zu sagen, „Ein Helles, ein Dunkles“ wäre etwas zu einfach. Das Helle ist ein obergäriges Bier aus Gerste, eingebraut mit Weißbierhefe. Auch wenn der Meister selbst seine Biere nicht in Schubladen gesteckt sehen will, so hat es mich doch am ehesten an ein belgisches Saison erinnert. Etwas Banane und Zitrusfrucht, malzig und süffig mit einem feinen Schaum. Davon trinkt man gern etwas mehr. Nur schade, dass ich unser schnittiges Cabrio wieder über die Bergr und Täler der Hochsteiermark Richtung Etmißl lenken musste, somit blieb es bei einem Pfiff.

Das andere Bier ist ebenso obergärig, jedoch mit dunklen Malzen eingebraut. Diese verleihen ihm eine starke Karamellnote mit viel Kakao und dunkler Frucht. Die Herbe steht ihm gut und die obergärige Hefe verleiht ihm auch einen festen, cremig-feinporigen Schaum. Das sind zwei sehr eigenständige, trotzdem solide Wirtshausbiere, die sowohl Otto Normalbiertrinker als auch Craft Bier Afficionados schmecken sollten. Um Weihnachten übrigens ersetzt Girrer gern eines der Biere durch sein Weihnachtsbier. Da ich das naturgemäß im Juli nicht bekam, wäre das mindestens ein guter Grund, nochmal dort vorbei zu schauen. Die Küche übrigens kocht alle Speisen frisch und achtet sehr gut auf Diäten und Unverträglichkeiten. Da hat jemand das Format des Brauwirtshauses mit viel Liebe zum Detail in die Gegenwart geführt.

 

 

 

 

Weiter ging es von Mariazell, ein Stück zurück, in die Aflenzer Gegend. In der Fleischerei, genauer der angeschlossenen Wirtshausstube, im beschaulichen Dorf Turnau treffen wir Hans Georg „Servus, i bin da H.G.“ Aigner. Traditionsbewusst in Lederhosen, begrüßt uns H.G. charmant mit einer gewaltigen Verkostungsplatte, oder besser gesagt einer 2kg schweren Tour de Force der Aignerschen Fleischereikünste. Wir probieren uns durch Gamsetti (sic), Hirsch Schinken und Co., welche der passionierte Jäger in seinem Betrieb fast ausschließlich aus Wildfleisch aus der Region herstellt. Manches Rind findet zwar auch seinen Weg in die Theke, den Großteil stellen aber Gams, Wildschwein, Reh, Hirsch & Co. aus den umliegenden Jagden. Als Mitglied der Vereinigung der „Wilden Wirte“ beliefert er auch einige der großartigen, hiesigen Gastronomen mit seinen Erzeugnissen.

Während wir, eigentlich noch gut gesättigt von den letzten Tagen, uns so durch seine Platte probieren, erzählt uns H.G. mit viel Schmäh von Jagd, Gastronomie und Kulinarik in der Hochsteiermark. Und je länger wir ihm zuhören, desto klarer wird uns auch hier wieder eins: Qualität und Regionalität sind für die Wirte und Produzenten hier etwas ganz natürliches.

WIRTSHAUSBRAUEREI MARIAZELL

Wienerstrasse 5 | 8630 Mariazell
Tel: 0043 3882 2523
brauhaus@nullmariazell.at
www.bierundbett.at

FLEISCHEREI AIGNER

Aflenz Kurort 49 | 8623 Aflenz Kurort
Tel: 0043 3861 2353
office@nullfleischerei-aigner.at
www.fleischerei-aigner.at

Auch an dieser Stelle möchten wir es dennoch nicht versäumen, uns bei dem Tourismusverband Hochsteiermark, der Autovermietung OPEN UP (Oh, das VW Beetle Cabrio war extrem cool) und der Agentur Gassner & Hluma communications zu bedanken.

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