Wurzelwerk

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Wurzelwerk: 1 Projekt – 3 Winzer – 9 Weine.


Wer gerne kocht, braucht den richtigen Wein. Wer gerne Wein trinkt, ist immer auf der Suche nach Neuem. Da waren wir also mal wieder in unserer Lieblingsweinbar auf einem Winzer-Meet&Greet (Ihr erinnert euch sicher an das Pub Klemo) und sehen zufällig an einer Wand eine längliche Holzschachtel mit 9 Flaschen Wein darin. Neugierig wie immer, sahen wir uns das aus der Nähe an und haben die Etiketten studiert. Hmm … Jurtschitsch – Kamptal! Ok … aber nein – Deutschland? Das verstehe ich nicht … Was hatte es mit diesen 9 Fläschchen auf sich? Die Etiketten ähnlich, aber doch unterschiedlich in Farbe und Text, einmal Österreich, zwei mal Deutschland. Wir konnten im ersten Moment nichts damit anfangen, haben aber bald darauf die Erklärung bekommen.

Ein Experiment unter Winzern. Schwer zu erklären, noch schwere wenn man es nicht selbst verkostet hat. Jedoch – kurz darauf, am 28. November, gab es zusammen mit Alwin Jurtschitsch eine Verkostung der besonderen Art und damit gleich die Auflösung des Rätsels um die schönen Weinflaschen.
Aber lest doch einfach selbst:

Die Idee dahinter

„Nach dem Motto „Gib mir deinen Saft – ich geb’ dir meinen“ tauschten Stefanie und Alwin Jurtschitsch (Kamptal, Österreich), Johannes Hasselbach / Weingut Gunderloch (Rheinhessen) und Max von Kunow / Weingut von Hövel (Saar) während der Ernte 2012 einen kleinen Teil ihres Lesegutes.
Trauben aus großen Lagen wurden in vergleichbarer und zugleich schonender Ausbauart (spontan, Ausbau im Edelstahl) in ihren unterschiedlichen Kellern vinifiziert und so persönlich interpretiert. 
So entstand dieses außergewöhnliche Projekt. Und die vier WinzerInnen wissen, was Heimat bedeutet: nach unzähligen Reisen und Erfahrungen kehrten sie alle in die elterlichen Traditionsweingüter zurück, um sich dort unter der Flagge des Generationenwechsels innovativ und mutig den neuen Herausforderungen zu stellen. Dabei besinnen sie sich auf „alte Werte“: Traditionen und Handwerk, die Kultur und Bräuche der Umgebung. Langeweile ist dabei für sie ein Fremdwort – schließlich geht es um nicht weniger, als um die Neuentdeckung einer (Winzer-) Philosophie des Innehaltens, des Beobachtens und Experimentierens.“
(Zitat von wurzelwerk.org)

Eine wirklich ausergewöhnliche Idee! Wir waren extrem gespannt, als wir am Donnerstag Abend den Shop des Pub Klemo in der Margaretenstrasse betraten. Auf eine kleine Gruppe an Gästen beschränkt, bot sich der lange Tisch in der Mitte des Ladens, umringt von feinstem Wein, für diese außergewöhnliche Verkostung an.

Alwin Jurtschitsch und seine Frau waren schon da, der Tisch reichlich gedeckt – jeder hatte 9 Weingläser vor sich – und von den Flaschen weit und breit nichts zu sehen. Eine Blindverkostung sollte es werden. Spannend!
Nachdem jeder einen Platz gefunden hatte, durften wir aber erst einmal ein bisschen was über das Projekt an sich erfahren. Die Challenge: Drei Winzer tauschen während ihrer eh schon stressigen Ernte einen Teil ihres Lesegutes, genau genommen je 500 kg. Da man aber von absolut gleichen Bedingungen ausgehen wollte, hat man sogar den Erntetag abgestimmt. Und das war beileibe nicht einfach, denn gab es in Wien einen schönen Tag, perfekt für die Ernte, hat es am Rhein geregnet. Mehrmals wurde der Tag verschoben, dann hat es aber irgendwann doch geklappt. Natürlich war es auch logistisch einfacher, sich auf einen Tag zu einigen, denn schließlich musste das Lesegut mit dem Auto quer durch Österreich und Deutschland transportiert werden.

Übrigens kam die Idee zu diesem Projekt, als die befreundeten Winzer gemeinsam durch den Weingarten wanderten und unter dem Verkosten ihrer Trauben darüber sinnierten, wie denn die Trauben in Deutschland so schmecken. Bevor man es umständlich versucht zu erklären, war die Idee geboren, einige der Trauben nach Österreich zu schicken. Und da alle keine halben Sachen machen wollte, haben sie es eben gleich richtig gemacht und daraus ist das Projekt „Wurzelwerk“ entstanden.
Der Geschmack des Weines soll einzig auf die Herkunft – das Terroir – reduziert werden. Die Ausbaumethoden aufeinander abgestimmt, sollte es keine weiteren Faktoren geben, welche den Geschmack des Weines beeinflussen könnten. So wurde auf den Ausbau in einem Holzfass verzichtet, allein der Unterschied in Temperatur und Feuchtigkeit im Keller ist natürlich geblieben.
Und die große Frage: Was kitzelt der andere Winzer aus meiner Lage heraus? Schmeckt er wie bei mir oder wird es ein komplett anderer Wein?

3 Winzer, 3 Lagen, 9 Weine

Das Weingut Jurtschitsch entschied sich für seine Lage „Heiligenstein“: Hier im Kamptal wachsen die Reben auf komprimiertem Wüstensandstein, es ist meist extrem warm und die Lage bietet das Potential für eine hohe Reife und geniale Säure. Der Weingarten besteht übrigens seit rund 25 Jahren.

Das Weingut Gunderloch aus Rheinhessen entschied sich für ihr Kernstück, den Nackenheimer Rothenberg. Auf dem extrem steilen Hang wachsen die Reben auf alten roten Tonschieferböden und bringen einen extrem mineralischen Wein hervor. Dieser Weingarten besteht übrigens schon seit ca. 35 Jahren.
Das Weingut von Hövel stellt mit seinem Scharzhofberg die dritte Lage für das Projekt zur Verfügung. Der blaue Schiefer bringt sehr lebendige Rieslinge hervor, das unverwechselbare Aroma der Saar ist hier deutlich zu schmecken.

Die Verkostung

Und da standen sie nun – 9 Gläser mit 9 unterschiedlichen Weinen aus je drei Lagen, weit gereist, lange gereift und in gleiche Flaschen mit gleichem Verschluss abgefüllt. Konnte es sein, dass hier 9 unterschiedliche Weine entstanden waren?
Frohen Mutes begannen wir zu riechen, zu trinken, nippten hier und da, versuchten eine logische Reihe zu finden, versuchten den uns wohlbekannten Jurtschitsch-Wein herauszuschmecken… Und scheiterten fast alle. Denn die erste Frage, die sich stellte: Standen die Gläser in einer Reihenfolge? Waren sie nach Lagen oder nach Winzer geordnet? Ich glaube, am Tisch gab es nicht mehr als zwei Personen, die hier richtig lagen. Wir gehörten leider nicht dazu.

Das Fazit

Ein gelungenes Projekt, ein spannendes Experiment.
Leider sind die Mengen begrenzt – es entstanden ja schließlich „nur“ ca. 300 l Wein pro Winzer und daraus erschließt sich auch der gehobene Preis von 300 € für 9 x 0,5 l Wein. Leider für uns zu teuer, aber die Erfahrung war großartig und uns bleibt die Verkostung sehr positiv in Erinnerung. Und das Beste: Im Mai wird es am Weingut Jurtschitsch wieder eine Verkostung des Projektes geben – und hier werden wir dann natürlich auch wieder vertreten sein. Alle Infos hierzu bekommt ihr, indem ihr euch für den Newsletter beim Weingut Jurtschitsch anmeldet. Wie es mit Verkostungen in Deutschland aussieht, erfragt ihr am besten bei den beiden deutschen Weingütern.

Ihr möchtet mehr über das Projekt wissen, oder sogar eine der limitierten Kisten erwerben? Dann schaut doch einfach hier beim Wurzelwerk direkt vorbei.

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